Glauben Sie noch an Wunder? Wie viele Dinge, die uns tagtäglich begegnen, sind bei genauerer Betrachtung wunder-bar. Wir sehen sie nur nicht mehr. Was uns selbstverständlich erscheint, begeistert uns nicht mehr. Wir nehmen uns nicht die Zeit, genau hinzuschauen und wahrzunehmen, was um uns herum geschieht.
Haben Sie schon bemerkt, wie die ersten warmen Sonnenstrahlen die Krokusse zum Blühen bringen? Dass die Amsel wieder ihr wundervolles Lied singt? Haben Sie den ersten Schmetterling des neuen Jahres schon entdeckt? So ein fröhlich über die Wiese fliegender Schmetterling ist ein kleines Wunder: leicht, zerbrechlich, verletzlich und doch nach einem frostigen Winter schon wieder voller Leben.
Es geht darum, auch die scheinbar alltäglichen, selbstverständlichen Dinge und Abläufe wirklich zu SEHEN. Kein Ding, kein Berg, keine Landschaft, erst recht kein Lebewesen ist jemals so, wie es gestern noch war. Wie oft glauben wir, alles schon gesehen zu haben, zu wissen, zu kennen. Nur wenn wir genau hinschauen, bemerken wir erst, was es alles noch zu entdecken gibt. Es wäre ja auch ziemlich langweilig, wenn wir alles wüssten und vorhersehen könnten.
Das Geheimnisvolle ist gleichzeitig auch das Wunderbare im Leben. Aber Unbekanntes kann auch Angst machen und dann wird die Furcht größer als das Wundern und Staunen. Da hilft es, wenn man sich immer wieder daran erinnert, wie schön es sein kann, sich begeistern zu lassen. Sich die Neugier zu erhalten und immer wieder genau hinzuschauen, wahrzunehmen, zu stauen. Das weckt tatsächlich immer mehr Begeisterung für das Leben. Und dann können auch Sie voller Überzeugung sagen:
Ich glaube nicht an Wunder. Ich habe davon zu viele gesehen.
Oscar Wilde