Haben Sie schon einmal Strandläufer beobachtet? Jedes Tier schaut anders aus: ein bisschen heller, ein wenig dunkler; dieses etwas neugieriger, jenes eher vorsichtig, sind sie alle auf Futtersuche und trippeln dabei bunt durcheinander. Droht jedoch Gefahr, bewegen sie sich wie eine Einheit. Im Flug wechseln sie immer wieder die Richtung und zeigen dabei mal die graubraune, sandfarbene Oberseite und mal die helle, die Meeresoberfläche imitierende Unterseite. Der Schwarm weiß instinktiv, dass er so mögliche Angreifer verwirrt und sich am besten schützt.
Auch wir Menschen zeigen „Schwarmverhalten“. Und das kann manchmal ziemlich hinderlich sein: Wenn man neu in ein bestehendes System kommt, dessen Gesetze man nicht kennt, oder wenn man ein bestehendes System verändern möchte, wird dies schnell als „Gefahr“ interpretiert. Das System versucht sich selbst zu schützen und reagiert ablehnend. Das System besteht zwar aus Personen mit individuellen Meinungen und Verhaltensweisen, die rational und aufgeschlossen sein mögen. In Gemeinschaft kann die Reaktion jedoch ganz anders ausfallen. Aus kleinen Missverständnissen können so leider recht schnell verhärtete Fronten entstehen.
Andererseits kann Schwarmintelligenz auch sehr sinnvoll sein und zu großartigen Ergebnissen führen. Etwa wenn vor mehr als 7000 Jahren Menschen ihren gemeinsamen Wunsch nach Transzendenz in den mehr als vier Kilometer langen Alignements von Carnac ausdrückten. Kein Individuum könnte ein solches Bau- und Kunstwerk allein schaffen. Ein Team, das an einer gemeinsamen Idee mit Begeisterung arbeitet, kann das scheinbar Unmögliche vollbringen.
Ich möchte Sie einladen, Individualität und Gemeinschaft nicht als sich ausschließend zu betrachten und wohlwollend zu beobachten, wie Individuen von der Gemeinschaft und die Gemeinschaft von individuellen Impulsen profitieren können. Lassen wir Beidem Raum und freuen wir uns über die entstehenden kreativen Lösungen. Denn: